Neuaufbau einer schlanken 3-Wege-Box
Ein Musikliebhaber trat an mich mit der Bitte heran auch für seine Quadral Ascent 850 eine neue Weichenabstimmung ggf. mit geänderten Hochtonbestückung zu erstellen.
Die Quadral Ascent 850 war die größte Box der Quadral Ascent-Reihe. Weitere Informationen zu diesen und anderen Ascent Modellen Boxen sind u.a.
hier zu finden.
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Original Ascent 850 |
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Das Gehäuse aus 12-16 mm dünnen MDF weist keinerlei Versteifungen auf. Dämmung sucht man vergeblich und die Dämpfung ist sehr sparsam ausgefallen. Die beiden oberen Tiefmitteltöner arbeiten wie der Bass auf das gleiche, viel zu kleine Arbeitsvolumen. Diese Konstruktion ist m.E. nur auf schicke Optik und hohe Akzeptanz der design-geleiteten Mitbewohner eines Haushaltes ausgelegt. Klanglich ist diese Box eine Katastrophe. Das Klangbild zeigt sich "matschig", ohne wirkliche Auflösung, eine räumliche Darstellung ist nicht wirklich vorhanden. Es klingt wie aus einer "Kiste". Hinzu kommt ein recht giftiger Hochtonbereich und der Oberbass ist aufgebläht aber dafür gibt's gar keinen Tiefbass. Ein Blick auf den Datensatz der drei verbauten baugleichen 13-Zentimeter Chassis erklärt sehr schnell das Klangbild ...
Tiefmitteltöner |
Hochtöner |
Gemessen an den Parametern der Quadral Tiefmittelton-Chassis müsste das Gehäuse eigentlich ca. 4-mal so groß sein. Statt in ca. 80-100l wurden die drei Tiefmitteltöner gemeinsam in ein lediglich ca. 18 l großes Bassreflexgehäuse gesteckt. Ungeachtet dessen sind diese Chassis aufgrund ihrer Parameter für Bassreflexkonstruktionen auch völlig ungeeignet. Die originale Weichenabstimmung ist "zurecht gewürgt". Der durch das viel zu kleine Gehäuse bedingt stark aufgedickte Oberbass und Grundtonbereich wird nur durch einen vor die Weiche geschalteten Hochpassfilter versucht halbwegs erträglich zu unterdrücken. Die Übernahmefrequenz zwischen Tiefmittel- und Hochöner ist viel zu hoch gewählt. Aufgrund der großen Membranfläche der in Quasi-D'Appolito-Anordnung betriebenen zwei Mitteltöner wird das Klangbild in zwei Schallenstehungspunkte zerrissen und führt u.a. zu der schlechten räumlichen Auflösung. Eine wesentlich tiefere Übernahme läßt aber der verbaute Hochtöner nicht zu. Die Anzahl der konstruktiven Kritikpunkte ließe noch weiter fortzählen. Aufgrund der bescheidenen Qualität der von Quadral verwendeten Chassis war auch jeder Versuch durch eine neue andere Weichenabstimmung das Klangbild zu verbessern zum Scheitern verurteilt. Meinen Vorschlag diese Boxen schnell über die Bucht zu entsorgen und andere, bessere Lautsprecher anzuschaffen oder selbst zu bauen, gefiel dem Eigner der Ascent allerdings gar nicht. Denn das Gehäuse - Größe und Design - war gerade von "Dritter" Seite für das Wohnzimmer akzeptiert worden und vor einem kompletten Selbstbau schreckte der Eigner auch zurück.
Nun war guter Rat teuer! Zunächst wurde der obere Teil des Gehäuses innen durch ein Brett vom Innenvolumen der Restbox getrennt, so dass einem echter Mitteltöner ein eigenes Gehäuse zur Verfügung steht. Nach der Trennung des Innenvolumens und Versteifung des Gehäuses blieben noch knapp 13L Arbeitsvolumen für eine Tieftonabteilung übrigen. Nach langer Suche wurden dann letztendlich zwei Monacor SPH-135C als Tieftoneinheit und ein Monacor SPH-135KEP als Mitteltöner eingesetzt. Als Hochtöner wurde ein Airmotion-Transfomer von Omnes Audio, der AMT-50
verwendet.
Aufgrund der kompletten Neubestückung war auch eine neue Frequenzweichen erforderlich.
Neue Weiche, Plan mit Bauteilwerte als PDF
Frequenzgang mit neuer Bestückung und neuer Weiche
Neue Frequenzweiche
Bauart und Qualität der Weichenbauteile sind im Plan angegeben.
Bei Verwendung anderer als der angegebenen Spulenbauformen sollte darauf geachtet werden, dass der Verlustwiderstand (DCR) nicht den im Plan genannten Wert um mehr ca. 10% über- und nicht mehr als ca. 50% unterschreitet. Der DCR der Saugkreisspulen müssen zusammen mit dem jeweiligen Serienwiderstand den angegebenen Gesamtwert aufweisen. Wieviel hiervon auf den Verlustwiderstand der Spule entfällt ist egal, lediglich die Belastbarkeit der Spule und des Widerstandes sollte ausreichend hoch gewählt werden. Für die Kondensatoren reichen im Tieftonzweig raue bipolare Elkos mit 100VDC (35VAV) und im Mitteltonzweig raue oder glatte bipolare Elkos mit mindestens 63DCV (23VAC) völlig aus. Im Mitteltonzweig können und Hochtonzweig sollten Folienkondensatoren zum Einsatz kommen. Insgesamt bringt der Einsatz von Bauteilen vermeintlich höherer Qualität keine weiter gesteigerte Klangqualität. Alle Bauteile sind im einschlägigen Fachhandel erhältlich.
Abschließend noch auszugsweise ein Originalzitat des Ascent Eigners:
"Der Upgrade mit den neuen Chassis und der speziell dafür entwickelten Frequenzweichen hat mich auf ganzer Linie überzeugt. ... Ich hatte mit einem verbesserten Klang gerechnet aber das Ergebnis hat mich sehr positiv überrascht: Die Lautsprecher zeichnen sowohl bei leisen Lautstärken als auch bei etwas lauteren Pegeln sehr detailliert und fein. Die Bässe sind nun knackig und erreichen nun auch die tieferen Frequenzen. Wo vorher ein sehr aufdringlicher und schreiender Hochtöner am Werk war ist nun ein eleganter und niemals übertriebener Hochtonbereich zu hören. Auch die räumliche Abbildung ist nun da. Das Investment in die Bauteile und die Arbeitszeit hat sich für mich mehr als gelohnt. Es macht Spass mit meinen "neuen" Lautsprechern Musik zu hören!"
Anmerkung:
Mit einem um ca. 20 Zentimeter tieferen Gehäuse als das der originale Quadral Ascnet 850 - d.h. bei ca. 30L für die Tieftöner - würde die Box mit den neuen Tieftonchassis noch etwa eine Oktave tiefer hinabspielen.
